Selbstverständnis

Eine Frage der Haltung

  1. Der BDP ist ein Kinder- und Jugendverband, der offen ist für alle, die sich in respektvollem und wertschätzendem Umgang begegnen. Empathie und Sensibilität sind dabei die Grundlage unseres solidarischen Handelns.
  2. Der BDP ist ein von Parteien, Konfessionen und Erwachsenenorganisationen unabhängiger Kinder- und Jugendverband. Gleichzeitig sind wir uns unserer strukturellen und institutionellen Abhängigkeiten bewusst. Handlungsräume schaffen wir durch Kooperation und Vernetzung.
  3. Der BDP tritt Diskriminierung jeglicher Art entschieden entgegen und vertritt daher eine konsequent antifaschistische Grundhaltung.
  4. Im Sinne des Empowerments[1] schafft der BDP macht- und diskriminierungskritische Räume der Gestaltung, Selbstwirksamkeit und Selbstorganisation.
  5. Der BDP betrachtet die gesellschaftlichen, sowie seine eigenen Strukturen und Verhaltensweisen machtkritisch. Machtkritisch bedeutet in diesem Sinne, dass wir die Auswirkungen von Rollen und Positionierungen und die damit einhergehenden unterschiedlichen Zugänge aktiv reflektieren und verändern.
  6. Die Tragfähigkeit und Belastbarkeit der eigenen Strukturen wird durch kontinuierliches Lernen und Selbstreflexion angestrebt. Dabei achten wir die unterschiedlichen Ressourcen und Voraussetzungen der Menschen, die im Verband wirken und ihn gestalten.
  7. Der BDP tritt für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen[2] und einen respektvollen Umgang mit allen Lebewesen und deren Lebensgrundlagen ein. Wir sind uns in diesem Zusammenhang der Rolle des kapitalistischen Systems bewusst und kritisieren dessen Ausbeutungslogik.
  8. Die Zielgruppe des BDP sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Angebote des BDP sind ausgerichtet an den Interessen und Belangen dieser Zielgruppe und sind altersgerecht und undogmatisch.[3] Außerdem orientiert sich die Ausgestaltung am aktuellen Stand wissenschaftlicher Diskussionen.
  9. Richtungsweisend für unsere pädagogische Praxis ist der Ansatz der kritisch-emanzipatorischen Politischen Bildung[4]. Dieser fordert eine beständige Analyse von Herrschafts-, Macht- und sozialen Ungleichheitsverhältnissen und ein kontinuierliches Hinterfragen der Prinzipien und Standards Politischer Bildung.

[1] Empowerment ist ein Prozess, in dem minorisierte Gruppen (also Gruppen die strukturell und individuell von der Mehrheitsgesellschaft benachteiligt werden) ihren Zugang zu Macht und Handlungsspielräumen auf der Grundlage von Selbstdefinition und Selbstbestimmung auszuweiten. Dazu gehört der Austausch mit Personen, die ähnliche Erfahrungen machen, die Notwendigkeit des Verlernens von Fremddefinitionen und dem Sichtbarmachen der eigenen Perspektive. Menschen und Gruppen können dabei nicht empowert werden, sie können sich lediglich selbst empowern. Der erste Schritt, um Machtverhältnisse zu verändern, ist, diese bewusst wahrzunehmen und zu verstehen. Dabei helfen Fragen wie: Welche Handlungsmöglichkeiten habe ich, die andere nicht haben? Wie trage ich dazu bei, bestehende Machtstrukturen zu verfestigen?

[2] Laut Wikipedia zählen zu den natürlichen Ressourcen Rohstoffe, Boden, Wasser, Luft, Fläche, Strömende Ressourcen wie Erdwärme oder Wind- und Sonnenenergie, sowie Biodiversität einschließlich genetischer Vielfalt.

[3] Dies bedeutet, dass Personen beim BDP nicht dazu gedrängt werden, eine spezifische Haltung oder Meinung anzunehmen, sondern durch die Stärkung von kritischem Urteilsvermögen dazu ermutigt werden, sich selbstbestimmt ein Urteil zu bilden.

[4] Der Ansatz der kritisch-emanzipatorischen Politischen Bildung wird in der 2015 veröffentlichten „Frankfurter Erklärung – Für eine kritisch-emanzipatorische Politische Bildung“ von Aktiven aus der politischen Bildungsarbeit und Wissenschaftler*innen dargelegt. Die Erklärung versteht sich als kritische Ergänzung zum Beutelsbacher Konsens, welcher den Minimalkonsens bezüglich didaktischer Leitprinzipien der Politischen Bildung in den 1970ern beschreibt und heute noch große Relevanz hat. Die Frankfurter Erklärung fordert in 6 Thesen, dass die Politische Bildung in Zeiten von multiplen Krisen und gesellschaftlichen Umbrüchen neu diskutiert wird.